Du bist Bayreuth!

Ein Herz für Geflüchtete

Der DU-Sozialpreis geht an die Vereinigte Schützengilde Bayreuth. Foto: privat

DU-Sozialpreis geht an die Vereinigten Schützengilden

Von Gert-Dieter Meier

Bayreuth. Die Vereinigten Schützengilden St. Georgen von 1720 und Bayreuth von 1623 e.V. sind Träger des mit 500 Euro dotierten 3. Sozialpreises des Vereins „Die Unabhängigen“ (DU). Beworben hatte sich der Traditionsverein mit einem besonderen Integrationsprojekt.

In diesem Jahr sollte groß gefeiert werden. Immerhin jährte sich die Gründung der ehemaligen Privilegierten Schützengesellschaft St. Georgen, annonciert per Dekret des Markgrafen Georg Wilhelm höchst persönlich, zum 300. Male. Aber dann kam Corona. Und verhagelte den Schützen dieses Großereignis. Blieb also nur eines: Man feierte sich selbst, Pandemie-gerecht, mit einem ausführlichen Rückblick nachzulesen auf der Vereinshomepage www.schutzengilde-bayreuth.de.

Baum der Integration

Umso schöner für die Schützen, dass im Jahr 2023 schon wieder Grund zum Feiern ist. Dann steht der 400. Geburtstag der am 23. Juni 1623 gegründeten Privilegierten Schützengilde Bayreuth an. Die beiden Traditionsvereine hatten sich im Jahre 1950 zu den Vereinigten Schützengilden St. Georgen von 1720 und Bayreuth von 1623 e.V. zusammengeschlossen. Zwischen den beiden großen Jubiläen aber planen die Schützen an ihrem Domizil Am Schießhaus 2 noch ein kleines, aber feines Fest. Sie wollen gemeinsam einen Baum der Integration pflanzen. Und damit ein sichtbares Zeichen setzen für gelebte Integration und Toleranz. Denn die Schützen, die den wohl ältesten Verein Bayreuths mit aktuell rund 240 Mitgliedern repräsentieren, kümmern sich seit dem Jahr 2016 in besonderer Weise um Geflüchtete aus aller Welt, die in Bayreuth nach Flucht und Vertreibung ein neues Leben suchen. Und schenken ihnen das Wertvollste, was man schenken kann: Zeit, Aufmerksamkeit, Wärme, Geborgenheit und Miteinander. Woche für Woche praktizieren die Vereinsmitglieder ohne großes Brimborium, aber mit viel Engagement, Integration. Und das, meinte die Jury des Vereins „Die Unabhängigen“ einvernehmlich, sei allemal einen DU-Ehrenamtspreis wert.

Gemeinsamkeit ist Trumpf

Das Miteinander zwischen Verein und Geflüchteten kam eher zufällig zustande. Verena Faßold, Jugendwartin in der Abteilung Sportkegeln und Vorstandsmitglied der Schützengilde, und der Arzt i. R. Günther Hinterobermeier, der die Willkommensgruppe St. Georgen koordiniert und dem Schützenverein seit vier Jahren angehört, wollten gemeinsam mit den jugendlichen Keglern den Geflüchteten nicht nur helfen, die deutsche Sprache zu lernen, sondern ihnen auch eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. Also luden sie Frauen, Männer und Jugendliche kurzerhand ins Schützenhaus ein. Ja, man kegelte zusammen. Aber man unterhielt sich auch, feierte, lernte sich immer besser kennen und warf auch das eine oderandere Vorurteil rasch über Bord. Bei Sport und Spiel nämlich, das wurde schnell deutlich, sind alle Menschen gleich. Und danach sitzen Vereinsmitglieder und Gäste häufig noch zusammen und tauschen sich aus. Über Länder, Gepflogenheiten, über das neue und das frühere Leben.

Abwechslung im Alltag

Das Integrationsprojekt, das von den Mitgliedern durch die Bank gerne mitgetragen wird, läuft seit nunmehr vier Jahren. Woche für Woche, außer während des Lockdowns natürlich. Dafür öffnet der Verein die Kegelbahn und auch das Fitnessstudio. Man geht aber auch zusammen wandern, trifft sich zum Grillen, Kanufahren auf dem Röhrensee oder spielt auf der vereinseigenen Minigolfanlage.  Der Vorsitzende der Schützengilde, Harry Franken: „Ein Ziel der Aktion ist es, den Flüchtlingen während ihres Aufenthalts in Bayreuth eine Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. Bei den Teilnehmern handelt es sich überwiegend um junge Menschen, die in Flüchtlingsunterkünften leben und – wie sichtbar wird – sich

freuen, wenn sie sich sportlich bewegen können.“ Und, ganz nebenbei, lernt man in einem solchen Kreis die deutsche Sprache viel lieber und vergnügter als im Klassenzimmer.

Projekt für Freunde

Mittlerweile erhalten die Schützen bei ihrem beispielhaften Vorhaben auch regelmäßig Unterstützung von einer jungen Senegalesin: Tatjana Diouf, die an der Universität Bayreuth Ethnologie studiert, engagiert sich ehrenamtlich bei diesem „Projekt für Freunde“, das im Lauf der Zeit mehr als 200 Menschen aus Syrien, Irak, Ukraine, Afghanistan, Eritrea, Iran und vielen anderen Ländern wahrgenommen haben.

Zeichen der Hoffnung

Nun wollen die Schützen diesem Projekt ein kleines, lebendiges Denkmal setzen. Mit einem Baum der Integration, der am Schützenhaus gepflanzt werden soll, wollen sie nicht nur auf das Projekt selbst hinweisen, sondern auch nach außen ein Zeichen setzen – ein Zeichen des ältesten Bayreuther Vereins für Integration und Toleranz. Und die Hoffnung ist, dass dieses Bäumchen eines Tages Früchte tragen wird. Genau wie das Integrationsprojekt es längst tut.

Aderhold: Jeder kann etwas tun

Magdalena Aderhold, die neue Vorsitzende des Vereins „Die Unabhängigen“, ist von diesem Projekt sehr angetan: „Weil es zeigt, dass jeder etwas für Integration und Toleranz tun kann. Im Miteinander liegt eine ungeheure Kraft. Das unterstützen wir als Verein gerne. Und wenn mit dieser Summe der Baum der Integration möglich gemacht werden kann, dann freut uns das ganz besonders.“ Mit Uli Arnold, DU-Mitglied und Geschäftsführer der 1999 in Bayreuth gegründeten Firma SWS – Sauna-, Wellness- und Schwimmbadtechnik, war auch rasch ein Sponsor für den Preis gefunden. Arnold: „Die Vereinigte Schützengilde zeigt beispielhaft, dass man durch persönlichen Einsatz eine ganze Menge bewegen kann. Dieses Engagement unterstütze ich gerne!“

 

Über das Projekt „Sozialpreis“

Der im Jahre 2014 gegründete Verein „Die Unabhängigen“ (DU), der mit Dr. Wolfgang Gruber und Gert-Dieter Meier im Bayreuther Stadtrat vertreten ist und sich dort für eine Politik einsetzt, die Bayreuth voranbringt, hat die Unterstützung und Wertschätzung des Ehrenamts zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht. Statt im Wahlkampf unzählige Plakate zu kleben, hat sich der Verein dazu entschlossen, zwölf Monate lang besondere ehrenamtliche Projekte zu fördern. Dazu wurde der DU-Ehrenamtspreis geschaffen. Aufgrund der Corona-Krise konnte der Preis nun allerdings eine Zeit lang nicht mehr verliehen werden, weshalb der Zeitraum entsprechend verlängert wurde.

Die bisherigen Preisträger sind:

·Verein Jung und Alt zusammen (JAZ) für ein Trauercafé
·Team Bananenflanke für ihre Trainingsarbeit mit Menschen mit besonderen  Bedürfnissen

Wie bekommt man den DU-Sozialpreis?

Bewerben um den DU-Ehrenamtspreis, der bei Vorliegen entsprechender Bewerbungen weiterhin monatlich verliehen werden soll, können sich Vereine, Verbände oder auch private Gruppen oder Privatpersonen, die ein besonderes Ehrenamtsprojekt anbieten. Dazu reicht zunächst eine Bewerbungs-Mail an ehrenamt@du-bt.de

Einfach Name, Mailadresse und Telefon angeben und eine kurze Projektbeschreibung anfügen. Wir melden uns dann bei den Bewerbern. Die Entscheidung, an wen der Preis geht, trifft eine DU-Jury. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

 

Zum Foto:

Unser Bild von der Verleihung des DU-Sozialpreises an die Vereinigten Schützengilden St. Georgen von 1720 u. Bayreuth von 1623 zeigt (von links) Tatiana Cecile Diouf, Verena Faßold, Nahla Shamo Qasim (Irak), Günther Hinterobermeier, Harry Franken, Ibukun Koussemou, Haben Gebrehiwet (Eritrea), die DU-Vorsitzende Magdalena Aderhold sowie Mety Abebe Kebede (Äthiopien). Foto: privat

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